Wie Sie mittels Packet Slicing Monitoring-Ressourcen einsparen und rechtliche Anforderungen einhalten
Problemstellung
Oftmals ist die Schere zwischen einerseits der Kapazität des aufzeichnenden Analysesystems und der Menge an ankommenden Daten so groß, dass ohne entsprechende zusätzliche Mechanismen das Analysesystem höchst-wahrscheinlich nicht in der Lage ist, alle einzelnen Pakete verlustfrei aufzuzeichnen.
Dies ist je nach Einsatzweck eben jenes Analysesystems ein großes Problem, da speziell im Cyber-Security-Umfeld jedes Paket zählt und man andernfalls nicht sicherstellen kann, sämtliche Angriffe und deren Auswirkungen zu erkennen.
Durch nicht rechtzeitig erkannte oder sogar komplett unsichtbar gebliebene Angriffe können den Unternehmen so Schäden in gewaltiger Höhe entstehen, sogar bis hin zu Regressansprüchen von etwaigen Versicherern, wenn diese feststellen sollten, dass deren Klienten nicht ihrer Sorgfaltspflicht nachkamen.
Doch wie entsteht solch eine Situation? Ganz schnell kann es passieren, dass Netze in den Unternehmen wachsen, oftmals parallel mit der geschäftlichen Entwicklung dieses Unternehmens, während die oftmals bereits vorhandenen Analyse- und Monitoringsysteme, bei der Beschaffung mit Reserven eingeplant, immer öfter und häufiger an das Ende ihrer Reserven stoßen.
Höhere Bandbreiten, immer mehr Dienste und Schnittstellen, welche im LAN eingesetzt werden, reduzieren die Kapazitäten, bis zu dem Punkt, an welchem die Systeme nicht mehr mithalten können und Pakete verwerfen müssen.
Ab diesem Moment ist es theoretisch möglich, dass ein Angreifer sich unentdeckt im lokalen Netz aufhält, da das Analysesystem hoffnungslos überlastet ist. Der Administrator ist nicht mehr in der Lage, zu erkennen, welche Parteien in seinem Netz miteinander sprechen, welche Protokolle sie nutzen und mit welchen Endpunkten außerhalb des LANs kommuniziert wird.
Oftmals sind jedoch nicht Kapazitätsprobleme der Auslöser für das Aktivieren von Packet Slicing, sondern vielmehr datenschutzrechtliche Gründe. Je nachdem, wo und welche Daten wann abgegriffen werden, kann es für das Unternehmen verpflichtend sein, dass nur solche Daten aufgezeichnet und ausgewertet werden, welche keinerlei personenbezogene bzw. leistungsbezogene Informationen beinhalten.
Während typischerweise der Paketkopf nur Verbindungsdaten enthält (WANN, WER, WIE, WO), finden sich in den Nutzdaten, obwohl meist verschlüsselt, eben jene inhaltlichen Daten, welche es theoretisch ermöglichen, die Leistung der einzelnen Anwender zu bemessen. Je nach Einsatzort ist dies jedoch oft weder gewollt oder erlaubt. Es muss daher sichergestellt werden, dass es dem Administrator nicht möglich ist, persönliche Informationen aus den aufgezeichneten Daten zu rekonstruieren.
Analysedaten reduzieren mittels Packet Slicing
Und genau an diesem Punkt kommt das Feature „Packet Slicing“ ins Spiel: mit diesem Verfahren ist es möglich, die ankommende Datenlast an Ihrem Analysesystem um bis zu 87% zu reduzieren (bei 1518 Bytes Paketgröße undPacket Slicing bei 192 Bytes), indem von jedem Paket die Nutzdaten einfach entfernt werden.
Viele Analyse- und Monitoring-Ansätze benötigen für ihre Auswertungen und Analysen nur die Informationen, welche im Paketheader gespeichert sind, sprich die Metadaten, während die Nutzdaten oftmals keine wichtigen oder verwertbaren Informationen enthalten, da diese sowieso meistens verschlüsselt sind und somit nicht für die Auswertung verwendet werden können.
Durch eben jenes Entfernen der Nutzdaten ist eine massive Entlastung der verarbeitenden Instanz zu erwarten und dieses ermöglicht teilweise sogar noch eine größere Abdeckung des LANs durch das Monitoring- und Analysegerät.
FCS-Prüfsummenproblematik
Ein wichtiger Aspekt beim Packet Slicing ist die Wiederherstellung der FCS-Prüfsumme eines jeden geänderten Pakets. Da durch das Wegschneiden der Nutzdaten in die Struktur und Länge des Paketes eingegriffen wird, ist die ursprünglich berechnete Prüfsumme, welche vom Absender errechnet und in das FCS-Feld des Paketkopfes eingetragen wurde, nicht mehr korrekt.
Sobald ein solches Paket auf dem Analysesystem ankommt, werden jene Pakete verworfen oder als fehlerhaft deklariert, da die Prüfsumme im FCS-Feld immer noch auf der ursprünglichen Paketlänge basiert. Um dem entgegen zu wirken, ist es essentiell, dass die FCS-Prüfsumme für jedes Paket, von welchem die Nutzdaten entfernt wurden, neu berechnet und auch eingetragen wird, da dies sonst die Analysesysteme zwingen würde, diese Pakete als fehlerhaft und/oder manipuliert einzustufen.
Network Packet Broker als Packet Slicer
Generell gibt es mehrere Möglichkeiten, an welchen Stellen in der vom Kunden eingesetzten Visibility-Plattform das oben genannte Packet Slicing aktiviert werden kann. Dies ist einerseits eine Entscheidung von Fall zu Fall, andererseits auch eine technische.
Davon ausgehend, dass der Anwender mehrere Messpunkte in seinem Netzwerk verteilt gesetzt hat, wird oftmals ein Network Packet Broker eingesetzt. Dieses Gerät ist eine weitere Aggregationsebene und wird typischerweise als letzte Instanz direkt vor dem Monitoring-System eingesetzt. Ein Network Packet Broker ist optisch sehr nah an einem Switch und ermöglicht es dem Anwender, die Daten von multiplen Messpunkten (Netzwerk-TAPs oder SPAN-Ports) zentral zusammen- zuführen und aggregiert in einem oder mehreren Datenströmen an das zentrale Analysesystem zu senden.
Somit können z.B. die Daten von 10 verteilten Messpunkten, welche in 1Gigabit-Leitungen gesetzt wurden, an ein Analysesystem mit einem einzelnen 10Gigabit-Port gesendet werden, indem der Network Packet Broker diese 1Gigabit-Signale aggregiert und als ein einziges 10Gigabit-Signal wieder ausgibt.
An diesem Punkt erfährt der Anwender jedoch von einem Haken an der ganzen Thematik: Oftmals sind die Analysesysteme, obwohl sie mit einem 10Gigabit-Anschluss ausgestattet sind, nicht in der Lage, auch Bandbreiten von 10Gigabit/Sekunde zu verarbeiten.
Dies kann verschiedenste Gründe haben, welche jedoch nicht Thema dieses Blogeintrags sein sollen. Allerdings ist die Ausgangslage prädestiniert für den Einsatz von Packet Slicing; während man im Regelfall seine Monitoring-Infrastruktur mit immensen Kosten erweitern müsste, kann man mit dem Einschalten von Packet Slicing die ankommende Datenflut massiv verringern und somit weiterhin seine bestehenden Systeme nutzen, einzig und allein eine entsprechende Instanz mit eben jenem Feature wird benötigt, welche im Einkauf in aller Regel nur einen Bruchteil dessen kostet, was für ein Upgrade der Analysesysteme zu veranschlagen wäre.
Analysesysteme als Packet Slicer
Eine weitere Möglichkeit bietet sich dem Anwender auf den Analysesystemen selbst. Je nach Hersteller, Aufbau und eingesetzten Komponenten ist es möglich, auf den Systemen selbst direkt die Nutzdaten zu entfernen und die Prüfsumme neu zu berechnen, bevor die Pakete an die entsprechenden Analysemodule intern weitergereicht werden.
In den allermeisten Fällen wird hierfür eine FPGA-basierte Netzwerkkarte benötigt, da sichergestellt werden muss, dass keine CPU-basierte Ressource für die Änderung eines jeden einzelnen Pakets verwendet wird. Nur mittels reiner Hardware-Kapazitäten kann der Anwender sicher sein, dass auch wirklich jedes Paket entsprechend bearbeitet wird, eine andere Herangehensweise könnte wieder zu den eingangs angesprochenen Fehlern und Problemen führen.
Packet Slicing zur Erfüllung rechtlicher Anforderungen
Ein weiterer nennenswerter Aspekt ist die Erfüllung von rechtlichen Anforderungen. Insbesondere im Zusammenhang mit der DSGVO kann es erforderlich sein, die Nutzdaten zu entfernen, da oftmals für eine Analyse die Metadaten zur Auswertung ausreichen.
Beispielsweise, wenn man VoIP analysieren möchte, dann kann mittels Packet Slicing sichergestellt werden, dass nicht autorisierte Personen das Gespräch nicht abhören können, aber man technisch dennoch die Sprachübertragung auswerten und auf Quality-of-Service-Merkmale hin begutachten kann. Somit kann man Performance-Werte auswerten, die Privatsphäre schützen und die gesetzlichen Anforderungen wie eben die DSGVO erfüllen.
Fazit
Wir sehen also, dass es in der Tat verschiedene Möglichkeiten gibt, wie man die finale Last auf den Analyse- und Monitoring-Systemen verteilen oder sogar, wie in diesem Beispiel, verkleinern kann, ohne dass die wichtigsten Informationen zur Erstellung von Performance Charts, Top Talkers und mehr verloren gehen. Packet Slicing stellt somit eine valide Lösung für den Anwender dar, welche sich in fast allen Fällen problemlos realisieren lässt und verwertbare Ergebnisse erzielt.